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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 17.08.2004


Rita Preuss zum 80. Geburtstag- In der Nikolaikirche bis zum 3.10.2004
Sabine Grunwald

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin ehrt mit der Ausstellung Die Dinge des Lebens das Ouvre einer Berliner Künstlerin, das mehr als 70 Gemälde aus 50 Schaffensjahren umfasst




Seit ihrer ersten Ausstellung 1954 im Kunstamt Berlin Wilmersdorf ist Rita Preuss im Berliner Kunstleben präsent. Für ihr Lebenswerk, das Stilleben, Interieurs, Garten- und Landschaftsbilder umfasst, erhielt sie im Jahre 2000 den Hannah-Höch-Preis.

"Ich wollte eine Form finden, in der sich das Abstrakte mit dem Realistischen verbindet. Insofern hat der Kubismus für den Kompositionsaufbau eine Rolle für mich gespielt. Ich fange sehr realistisch an, und dann dezimiere ich. Und dann merke ich plötzlich: Da musst du hin!" (Rita Preuss).

1940 bis 1945 machte sie eine Ausbildung als Technische Zeichnerin bei Siemens.
Während dieser Zeit erhielt sie Zeichenunterricht bei dem Bildhauer Max Stopp. 1946 bis 1952 studierte sie an der Hochschule für bildende Künste. Ihre Lehrer waren der Bauhäusler Maximilian Debus, Ernst Fritsch und dem der "Brücke" nahestehende Willy Robert Huth, bevor sie Meisterschülerin bei Max Pechstein wurde.

Mit ihrem Gemälde "Friedenauer Nostalgie" (1957), das in ihrer Friedenauer Wohnung Odenwald/Ecke Blankenburgstraße entstand, schaffte sie die Aufnahme in die Künstlergruppe "Der Ring", der u.a. Hannah Höch angehörte und die im damaligen Kunstleben eine bedeutende Rolle spielte.
Bereits 1951 hatte die Malerin ein Atelier am Bundesplatz, das sie sich mit Ernst Schroeder teilte. Im gleichen Jahr reisten beide studienhalber nach Paris, wo sie sich von Matisse und Bernard Buffet inspirieren ließen.
Das Licht des Südens, ein Abstecher von Spanien nach Marokko zeigt sich in lebhaften Farben und abstrakten Formen in den frühen Bildern der 60er Jahre.
Nach dem Mauerbau erwarb sie zusammen mit ihrem Mann ein einsam gelegenes Gehöft im Bayrischen Wald in Stocka bei Konzell. Hier entstanden melancholische Winterbilder und apokalyptische Landschaften.
In ihrem Kiez rund um dem Savignyplatz hält sie in den turbulenten 80er Jahren soziale Tendenzen fest. HausbesetzerInnen, StadtnomadInnen und Typenportraits der No-Future-Generation sind Inhalt ihrer Werke.

Rita Preuss ist eine Malerin der Dinge. Dinge, die vom Leben selbst künden. Sie ist eine Entdeckerin alltäglicher Absonderlichkeiten und bezieht das für sie Wichtige in ihre Ikonographie ein.
1993 bis 1997 malte sie eine Reihe von Einrichtungsgegenständen, denen sie eine besondere Aura verleiht. Die aufgeräumte Küche oder die Abstellkammer mit Putzutensilien erinnern an das Los der Hausfrau, das mit der Berufung zur Künstlerin kollidiert. Ein Konflikt, den die Malerin 1993/94 in einem dreifachen Selbstportrait, als Dame, Malerin und Köchin, ausdrückt. Thematisiert wird diese Zerrissenheit auch mit den Karikaturen "Selbst mit Pinselkranz" und "Selbst mit Kochtopf".
Diese Beschränkung auf ihre nächste Umgebung beruhte auf der schweren Erkrankung ihres Mannes, den sie vier Jahre lang bis zu seinem Tod pflegte.

Ein ähnliches Schicksal teilte die preußische Kronprinzessin Victoria. Seit 1998 verfolgt der Verein der Berliner Künstlerinnen, die Vita der Fürstin im Zusammenhang mit der Kunst zeitgenössischer und heutiger Künstlerkolleginnen zu präsentieren.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Rita Preuss - Die Dinge des Lebens, 10 Euro an der Museumskasse, ISBN 3-910029-36-1


Ort der Ausstellung:
Museum Nikolaikirche
Nikolaikirchplatz
10178 Berlin
Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr, Eintritt 1,50 Euro, mittwochs frei
Dauer der Ausstellung: 13. August bis 3. Oktober 2004
Führung: Lange Nacht der Museen 28. August 2004, 19.00 Uhr
Die Künstlerin Rita Preuss führt durch die Ausstellung
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.ladengalerie-berlin.de und www.stadtmuseum.de



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Beitrag vom 17.08.2004

Sabine Grunwald